zur Beschlussvorlage der Stadtverwaltung „Entwicklungskonzept Planwerk Urbane Innenstadt Süd-Ost“ (VIII/2025/01340) für die Stadtratssitzung am 24. September 2025

Der Stadtrat soll in seiner nächsten Sitzung am Mittwoch, 24.09.2025 über das Entwicklungskonzept „PLANWERK Urbane Innenstadt Süd-Ost“ abstimmen. Die Stadtverwaltung plant, in der südöstlichen Innenstadt von Halle ein großflächiges Urbanes Gebiet auszuweisen. Das betrifft den Riebeckplatz, das alte RAW-Gelände, große Flächen östlich der Merseburger Straße inklusive des Areals am Thüringer Bahnhof, und reicht bis zum Gründerzeitviertel zwischen Lauchstädter, Liebenauer und Huttenstraße westlich der Merseburger Straße. Das Konzept verspricht nachhaltig, grün und sozial zu sein, negative Auswirkungen werden nicht thematisiert.
Die Ausweisung eines Urbanen Gebietes (MU) nach Baunutzungsverordnung bedeutet jedoch, dass viel dichter und höher gebaut werden darf, als das in normalen Wohngebieten der Fall ist. Große Blöcke und viele neue Hochhäuser sind geplant, obwohl es in Halle einen eingeschränkten Bedarf an neuem Wohnraum gibt, weil die Bevölkerung unserer Stadt auf absehbare Zeit nicht wächst. Die Haltung der Stadtverwaltung, Hochpunkte zur visuellen Orientierung zu schaffen, überzeugt nicht. Durch den hohen Zuzug an Personen werden Verkehrsprobleme erzeugt. In einem Urbanen Gebiet gelten höhere Grenzwerte für Lärm, was zu gesundheitlichen Beeinträchtigungen der Bewohnerinnen und Bewohner führen kann. Es wird gesetzlich möglich sein, achtzig Prozent der Fläche zu versiegeln, was wir für keine nachhaltige Anpassungsstrategie in Zeiten immer länger anhaltender Hitzeperioden halten. Aus unserer Sicht ist diese großflächige Ausweisung eines Urbanen Gebietes nicht nachhaltig und nicht zukunftsweisend. Das Konzept der Stadtverwaltung liegt nicht im Interesse der Bürgerinnen und Bürger, sondern dient vor allem Interessen von Großinvestoren.
Für den hoch verdichteten Riebeckplatz und die bahnhofsnahen Areale mag diese Planung vielleicht noch aufgehen, aber es ist nicht hinnehmbar, dass auch das Wohnquartier zwischen Liebenauer, Lauchstädter, westlicher Merseburger Straße und Huttenstraße in ein Urbanes Gebiet umgewidmet werden soll. Diese geplante Umwidmung, die später noch im Flächennutzungsplan vollzogen werden muss, stellt für den gründerzeitlichen Bestand an Wohnhäusern einen tiefen Eingriff in die rechtlichen Regelungen dar. Sie ist die Ursache, dass eine viel zu hohe und massive Bauweise mit zwei Hochhäusern bis zu 15 Stockwerken in diesem Quartier geplant werden kann, die mit einer Verschlechterung der Wohn- und Lebensbedingungen der hier lebenden Bürgerinnen und Bürger einhergeht. Entsprechende Einwände haben wir im laufenden Bebauungsplanverfahren Nr. 198 „Quartiersentwicklung Liebenauer Straße“ vorgebracht. Mit der Beschließung des vorliegenden Konzepts will die Stadtverwaltung allerdings vorgreifen und für die Entwicklung des Quartiers „Liebenauer Straße“ bereits jetzt Tatsachen schaffen.
Als Bürger*inneninitiativen „Lauchstädter Straße“ und „Leben im Böllberger Weg“ sind wir der Auffassung, dass das Wohnquartier zwischen Liebenauer, Lauchstädter, westlicher Merseburger Straße und Huttenstraße nicht Teil des Konzeptes „Planwerk Urbane Innenstadt Süd-Ost“ sein sollte, weil es nicht vergleichbar ist und keine Verbindung zu den Gebieten östlich der Merseburger Straße hat. Wir lehnen eine Umwidmung des Wohnquartiers „Liebenauer Straße“ in ein Urbanes Gebiet grundsätzlich ab, vor allem die Umwidmung des gründerzeitlichen Wohnhausbestandes. Darüber hinaus sollten alle Folgen einer Umwidmung der betroffenen Flächen in ein Urbanes Gebiet in dem Planwerk-Konzept thematisiert werden, dazu gehören auch die kritische Punkte hinsichtlich Verdichtungsmaß und Versiegelung sowie zusätzlicher Verkehrs- und Lärmbelastung.
Bürgerinitiative „Lauchstädter Straße“
E-Mail: kabereuter@t-online.de
Bürger*inneninitiative „Leben im Böllberger Weg“ (libw)
E-Mail: lebeninhalle@posteo.de
https://boellbergerweg.de