… lange Blockrandbebauung und starke Verdichtung am Übergang zur Saaleaue – zur Stadtratssitzung am 17.02.2021
Laut Stadtentwicklungskonzept (ISEK 2025) ist in Halle bei Neubauten anzustreben:
– eine maßvolle, maßstäbliche und behutsame Nachverdichtung,
– sanfte Übergänge zwischen Siedlungsraum und Naturraum,
– in Flußnähe schrittweise Reduzierung von Dichte und Höhe der Bebauung.
Deshalb haben wir am 17.02.2021 in der Einwohnerfragestunde zur Stadtratssitzung gefragt, ob die geplante hohe Verdichtung am unmittelbaren Übergang zur Saaleaue aus Sicht der Stadtverwaltung maßvoll ist und den Zielen des Stadtentwicklungskonzepts entspricht.
Video der Stadtratssitzung (Frage und Antwort Minuten 6:08 bis 12:50)
Für die Stadtverwaltung hat Herr René Rebenstorf geantwortet. Die Antwort war eindeutig und offenbarte die grundsätzliche Haltung der Stadtverwaltung:
„Ja, aus unserer Sicht steht das nach wie vor mit dem ISEK im Einklang. […] Im ‘Saalegarten’ wird der längste Block 100 m lang sein und dann kommt eine Querung vom Böllberger Weg, die dann runter auf die Hafenbahn […] trifft. […] Das Hochhaus […] haben wir in einem größeren Kontext gesehen, indem wir gesagt haben: Es darf an ausgewählten Stellen in dieser Stadt auch […] Hochpunkte geben. Und […] dort entlang der Saale bzw. entlang der Hafenbahn darf es sein.“
Diese Argumentation der Stadtverwaltung lässt künftig jeglichen Verdichtungsgrad am Rand der Saaleaue zu! Das Signal an Investoren ist eindeutig und klar: Ihr könnt so massiv und hoch planen, wie ihr wollt. Wir finden schon eine passende Begründung für unsere Zustimmung …
Hier scheint sich ein Kurswechsel der Stadt anzudeuten! Denn im Neu-Bebauungsplan an der Böllberger Mühle wurde noch anders argumentiert und eine viel offenere und niedrigere Bebauung zur Saaleaue hin festgelegt.
Als weitere Begründungen für seine Behauptungen führte Herr Rebenstorf undifferenziert mehrere Hochpunkte ganz unterschiedlicher Art an: den Speicher am Sophienhafen, die Plattenbauten am Unterplan, den Wasserturm Süd, das Hochhaus der BWG, den Turm der Böllberger Mühle und sogar die Schornsteine auf der Saline-Insel. Aus seiner Sicht sind dadurch “Raumkanten entstanden, die […] eine städtebauliche Setzung an dieser Stelle bringen und die Stadt zum Fluss hin an der Stelle auch angemessen abschließen”.
Das ist eine sehr fragwürdige Argumentation!
In der Mehrzahl entstanden diese Bauten über den langen Zeitraum von mehr als 100 Jahren vollkommen unabhängig voneinander und als nüchterne Zweckbauten. Ihre Standorte und Gestaltungen ergaben sich vor allem aus wirtschaftlichen Interessen oder logistischen Notwendigkeiten, ohne daß damit höhere Ziele der Stadtgestaltung verfolgt wurden.
Heute ist die Situation aber ganz anders!
Stadt ist vor allem und als erstes der gemeinsame Lebensraum für alle Bewohner!
Flußauen sind wertvollste Gebiete für Stadtklima, menschliche Erholung und ökologische Vielfalt. Ihre Randbereiche sind wichtige Übergänge zu stark befahrenen Verkehrsachsen und hochverdichteten Stadtquartieren. Durch sie strömt Frischluft, sie schlucken Schall, sie bieten Platz für Begegnung und Austausch. Und nicht zuletzt fördern sie unser Bewußtsein für die Nachbarschaft von Stadt und Umwelt.
Deshalb treten wir für eine kleinteiligere, niedrigere und aufgelockerte Bebauungsplanung am Böllberger Weg ein! Wir bleiben dran – für Mensch und Umwelt entlang des Böllberger Weges!