zum Antrag der Fraktion Mitbürger & Die Partei für den Bau eines Allgemeinen Wohngebietes auf dem Gelände des ehemaligen Sportparadieses (Bebauungsplan Nr. 208 „Wohn- und Geschäftsquartier, Böllberger Weg“)
Als Bürger:inneninitiative „Leben im Böllberger Weg“ begrüßen wir den Antrag der Fraktion Mitbürger & Die Partei, auf dem Gelände des ehemaligen Sportparadieses den Bau eines Allgemeinen Wohngebietes anstelle eines Urbanen Gebietes festzulegen. Keine Wohnungsknappheit, die vorhandene Stadtstruktur, der Übergang zur Saaleaue, höhere zukünftige Lärmbelastungen sind starke Argumente gegen die Planung eines Urbanen Gebietes. Ganz ähnlich hatten wir in unserer Petition argumentiert, der sich in kurzer Zeit über 2.000 Hallenserinnen und Hallenser angeschlossen haben.
Aus dem Vorentwurf zum Bebauungsplan und den entsprechenden Fachgutachten werden die negativen Auswirkungen der geplanten Investitionsarchitektur deutlich sichtbar. Die überdimensionierten Gebäude, die in einem elfgeschossigen Hochhaus gipfeln, und der geplante großflächige Einzelhandel führen zu einem deutlich höheren Verkehrsaufkommen. Zunehmende Staubildung, erhöhte Schadstoff- und Lärmbelastungen sind vorprogrammiert und die knappe Parkplatzsituation im angrenzenden Wohnviertel wird sich weiter verschärfen. Sattelschlepper zur Belieferung des übergroßen Supermarktes können nicht auf der Kreuzung Böllberger Weg/Ludwigstraße abbiegen. Die Spielstraße vor der KITA Weltentdecker soll zur Tiefgarageneinfahrt degradiert werden. Anwohner in den Weingärten und am Böllberger Weg müssen sich auf Verkehrs- und Gewerbelärm über den gesetzlichen Grenzwerten einstellen. Trotz zunehmender Hitzeperioden im Sommer wird ein wichtiger Korridor für den Frischluftaustausch zwischen Saaleaue und den umliegenden Wohngebieten unwiderruflich zugebaut. Die Nachfrage nach Kindergarten-, Schul- und Hortplätzen wird im Viertel sprunghaft ansteigen und kann zu sozialem Konkurrenzdruck führen. Ein weiterer Fußweg zur Saale ist nicht eingeplant.
Diese negativen Auswirkungen auf die Wohn- und Lebensqualität in unserem Viertel können durch den Bau eines Allgemeinen Wohngebietes mit einer niedrigeren, kleinteiligeren und offeneren Bebauung deutlich verringert werden. Ein positives Beispiel dafür ist das entstehende Wohngebiet der GWG an der Hildebrandschen Mühle. Die Entscheidung für den Antrag der Fraktion Mitbürger & Die Partei bedeutet, einem gut funktionierenden Leben in unserem Stadtteil den Vorrang gegenüber den Interessen einzelner Investoren zu geben.
Die Haltung der Stadtverwaltung, man wollte ein „kraftvolles architektonisches Zeichen setzen“, überzeugt nicht, weil damit keine Antworten auf die Kritikpunkte zum Bauvorhaben gegeben werden. Eine Prüfung, „ob der Antrag von MitBürger & Die Partei überhaupt zulässig ist“ (MZ berichtete am 23.10.2021), heißt zugleich, eine demokratische Entscheidungsfindung im Stadtrat zu unterdrücken.