In Halles Südlicher Innenstadt zwischen Böllberger Weg und dem Naturschutzgebiet der Saaleaue sollen mehrere überdimensionierte Gebäude entstehen. Geplant sind sechs Blöcke mit hochwertigen Wohnungen, Büros und Einzelhandelsflächen. Die Architektur der Gebäude passt nicht in das bestehende Stadtquartier, sondern folgt offensichtlich einer Gewinnmaximierung. Sogar ein elfgeschossiges Hochhaus ist in unmittelbarer Nachbarschaft zu Gründerzeithäusern und Gärten geplant. Wir wollen eine Bebauung des Geländes nicht verhindern, fordern aber niedrigere Gebäude mit maximal fünf Geschossen für den Erhalt des Stadtbildes. Wir setzen uns für den öffentlichen Zugang zu beiden geplanten Spielplätzen und einen weiteren Fußweg zur Hafenbahntrasse ein.
Die Stadt Halle hat sich zum Ziel gesetzt, eine behutsame und maßvolle Verdichtung der Bebauung zu erreichen. Mit dem Bau eines 11-Geschossers sehen wir dieses Ziel verletzt. Ist dieses Gebäude erst einmal errichtet, können weitere Hochhäuser an anderer Stelle leicht folgen. Für ein schöneres Stadtbild lohnt es sich zu streiten!
In der Stadtratssitzung am 17.02.2021 wurde der Beginn eines Bebauungsplanverfahrens beschlossen. Während des Verfahrens werden die Pläne zur Nutzung und Bebauung des Areals am Böllberger Weg in mehreren Schritten entwickelt. Bereits während der frühzeitigen Beteiligung haben ALLE Bürgerinnen und Bürger die Möglichkeit, sich zu den Plänen der Investoren zu äußern.
Dokumente siehe Punkt 7.6 zur Stadtratssitzung am 17.02.2021
Bitte unterstützen Sie die Petition für eine maßvolle Bebauung und bürgerfreundliche Gestaltung am Hochufer der Saale! Mit Ihrer Unterschrift setzen Sie ein Zeichen gegen neue Hochhausbauten in Halle.
Hier können Sie unterschreiben: Link zur Petition
Kontakt: lebeninhalle@posteo.de
Die CityDomizil GmbH plant zusammen mit der Däschler Architekten & Ingenieure GmbH ein ambitioniertes Bauvorhaben am Böllberger Weg in der Südlichen Innenstadt von Halle. Dort, wo heute am Saalehochufer das nicht fertiggebaute „Sportparadies“ steht, sollen Wohnungen, Büros und Ladengeschäfte entstehen. Wir begrüßen, dass es neue Pläne für das große Gelände gibt. Wohnen, Arbeiten und Versorgen kann sich positiv auf die Entwicklung des Stadtviertels auswirken.
Von einem „Saalegarten“ kann jedoch keine Rede sein. Die Gestaltung des Komplexes gleicht keinem Garten, sondern sieht eine massive, dichte und viel zu hohe Blockbebauung vor. Das geplante Bauvolumen von 49.000 Quadratmetern in sechs großen Blöcken entspricht vier Hochhausscheiben in Halle Neustadt und soll 150 Millionen Euro kosten! Die „Investitionsarchitektur“ ist auf Gewinnmaximierung ausgerichtet, spricht ästhetisch wenig an und wird dem vorhandenen Umfeld nicht gerecht. Wir sehen hier das Ziel des Stadtentwicklungskonzeptes verletzt, eine behutsame und maßvolle Nachverdichtung der Wohnbebauung in der Südlichen Innenstadt von Halle zu erreichen ohne die Qualitäten des Wohnstandorts zu gefährden. Wir sind der Auffassung, Halle kann das besser!
Wir fordern eine niedrigere und in der Struktur kleinteiligere Bebauung mit mehr Platz zwischen den Gebäuden, die dem Namen „Saalegarten“ gerecht wird! Eine gute Wohnqualität lässt sich nur erreichen, wenn mehr Freiräume eingeplant werden.
Wir fordern die Stadt auf, das Versprechen im Stadtentwicklungskonzept zu halten und ihre Steuerungsmöglichkeiten zu nutzen, um eine insgesamt nachteilige Verdichtung hier am Ludwigsfeld zu verhindern! (ISEK 2025, Seite 117)
Auf der Westseite des Böllberger Weges sind auf einer Länge von 300 Metern zwei Gebäuderiegel mit sechs bis elf Geschossen vorgesehen. Ein 11-Geschosser mit einer Gebäudehöhe von über 30 Metern ist vergleichbar mit Hochhäusern in Halle Neustadt, am Riebeckplatz oder in der Silberhöhe. Ein Hochhaus dieser Bauart wäre ein Fremdkörper in der üblichen Bauweise unseres Quartiers am Ludwigsfeld! Beginnt hier eine neue Kultur des Hochhausbauens in Halles Gründerzeitvierteln?
Bereits die 6-Geschosser ragen über die Gebäudehöhen der gegenüberliegenden vier- bis fünfgeschossige Gründerzeitbebauung hinaus und lassen den Komplex als viel zu wuchtigen Riegel erscheinen. Der Gegensatz zu den Kleingärten direkt gegenüber könnte nicht größer sein. Die Fassadengestaltung zur Straße wirkt monoton und leblos. Auf der Straße zur Kita, die stark von Fußgängern und Fahrradfahrern genutzt wird, wird eine Tiefgaragenzufahrt das Verkehrsaufkommen erhöhen. Mit der Umsetzung dieser Pläne verliert das Quartier am Hochuferabschluss der Saaleaue seine einzigartige Prägung als grüner Gürtel zwischen gründerzeitlichem Stadtrand und Halles Süden.
Wir fordern: Kein Hochhaus! Maximal fünf Geschosse entsprechend der umgebenden Bebauung! Eine lebendigere Fassade zur Straßenseite! Keine Tiefgarageneinfahrt an der Straße zur Kita!
Der Investor plant zwei Spielplätze. Der Spielplatz im Quartiersplatz soll „halböffentlich“ nur für die neuen Bewohner zugänglich sein. Ein Zugang für andere ist nicht vorgesehen. Wieso ist eine solche Abschottung geplant? In einer immer stärker auseinanderdriftenden Gesellschaft werden Möglichkeiten gebraucht, damit sich die Stadtbewohner begegnen können. Eine solche Abschottung sorgt für Unmut.
Wir fordern, dass beide geplanten Spielplätze der Öffentlichkeit zugänglich gemacht werden! Der Bedarf ist vorhanden, im angrenzenden Viertel wohnen viele junge Familien mit Kindern.
Die Entwurfsplanung sieht nur eine Durchwegung der Neubebauung von der Haltestelle Ludwigstraße zur Hafenbahntrasse vor. Die Anlage eines zweiten Fußweges von den Weingärten direkt zur Karl-Meseberg-Brücke ist jedoch für Freizeitaktivitäten der Anwohner der Weingärten und für Naherholungssuchende, die von der Ludwigstraße direkt zu den Pulverweiden möchten, ein notwendiges Angebot. Die Stadt hat sich im Entwicklungskonzept 2025 das Ziel gesetzt, das wichtigste zusammenhängende innerstädtische grüne Band im Stadtgebiet stärker für die Bevölkerung nutzbar zu machen und eine lebendige „Stadt am Fluss“ zu werden. Dafür ist die Vernetzung zwischen Stadt und Fluss durch neue Zugänge, Querungen und Wege zu entwickeln.
Wir fordern, einen zweiten Fußweg von den Weingärten zur Karl-Meseberg-Brücke in die Planungen einzubeziehen! Alle Argumente für und gegen einen solchen Weg sollten mit der Öffentlichkeit gemeinsam abgewogen werden. Die Interessen des Investors sind besonders an diesem Punkt mit den Interessen der Stadtgesellschaft in Einklang zu bringen. Die gute Erreichbarkeit der Saaleaue ist als hohes öffentliches Gut zu werten.
text: angela hannemann & dr. wolfram könig